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Grüningen
30.06.2022
30.06.2022 12:54 Uhr

Gesunde Bewegung in der freien Natur

Training in der freien Natur in Grüningen.
Training in der freien Natur in Grüningen. Bild: Martina Gradmann
Sich bewegen ist gesund. Doch entscheidend dabei ist, sich richtig zu bewegen. Wie das geht, zeigt die Grüningerin Carla Bereiter mit ihrem Neighbor-Gym.

«Gym? I heard Gin!», so lautet der Name der Neighbor-Gym-Chat-Gruppe, die einmal in der Woche in Grüningen trainiert. Er macht deutlich: Hier steht der Spass im Vordergrund. Mit dem Ziel eines unkomplizierten Trainings vor der Haustüre hat sich eine Gruppe von mittlerweile 18 Personen zusammengefunden.

Training vor der Haustüre

Die Gruppe trainiert jeweils am Donnerstagabend auf dem Areal der Schmid Kran AG ein funktionelles Training, wie es Kursleiterin Carla Bereiter nennt. «Wir bewegen uns draussen, geniessen die wunderbare Natur in und um Grüningen und nutzen Treppen, Geländer und Bänkli für unsere Übungen. Diese sollen primär lösen und mobilisieren, bevor wir uns dem Schwerpunkt Krafttraining widmen, wo ich mich eines Mix aus Pilates, Yoga und Spiraldynamik bediene.»

Trainiert werde oft mit dem eigenen Körpergewicht, aber auch mit Kettle Bells, Schlingentrainern (TRX), Schaumstoffrollen und dicken Seilen (Ropes). «Zum Schluss nutzen wir das super Gelände hier und bewegen uns so schnell wie möglich einen Hang hinauf in verschiedenen Intervallabständen, sodass wir so richtig schön ins Schwitzen kommen», lacht die Kursleiterin von richtig-bewegen.ch.

Richtig atmen mit der richtigen Haltung

Während die Teilnehmenden im Königinnensitz auf ihren Matten in die Flanke dehnen, macht Carla auf die richtige Atmung aufmerksam. «Achtet darauf, wohin ihr atmet. Ist es oberflächlich oder geht es in den Bauch? Und denkt daran: Viele Verspannungen werden durch das sogenannte ‹shallow breathing› und das Zwerchfell verursacht.»

«Sich bewegen ist gesund,doch entscheidend dabei ist,dass man sich richtig bewegt.»
Carla Bereiter,Personal Trainerinund Kursleiterin vonNeighbor-Gym
Dehnen und dabei richtig atmen ist wichtig. Bild: Martina Gradmann

Carla lässt die Teilnehmenden ein- und ausatmen, lässt sie in die Hocke gehen und zeigt, wie man sich richtig aufrichtet und steht. «Nicht den Bauch einziehen und auch nicht den Po anspannen, sonst bekommt ihr Verspannungen », mahnt sie. Es gehe darum, durch die richtige Haltung die Gelenke zu entlasten und nicht zu belasten, weil sich sonst Asymmetrien verstärken und sich Schonhaltungen einschleichen würden. Sich bewegen sei gesund, doch entscheidend dabei sei, dass man sich richtig bewege.

Vom Personal Training zum Neighbor-Gym

Eigentlich ist Carla ja Personal Trainerin, doch weil ihre Nachbarinnen – damals noch in Fällanden und heute in Grüningen – immer «stürmten», fand sich schliesslich eine Gruppe von 18 Teilnehmenden zusammen, die seit September 2021 regelmässig draussen trainiert.

«Ich mag die Abwechslung in der Gruppe zu meinem sonstigen Alltag im 1:1-Personal-Training, weil ich so Zugang zu den unterschiedlichsten Menschen habe und ihnen eine fundierte Wissensvermittlung mit auf den Weg geben kann», sagt Carla. Sie befasst sich ausschliesslich mit dem aktiven Lebensstil und der Krux, wie man diesen – trotz Familie, Beruf, Alltag und Gebrechen – so gut wie möglich bei der Stange halten kann. «Bei mir bewegen sich auch Menschen mit Schmerzen, mit Übergewicht, mit diversen Einschränkungen und mit Motivationsproblemen, die sich kaum in einem Fitnesscenter blicken lassen würden. Oder die auf Medikamente angewiesen wären, könnten sie nicht regelmässig ihren Bewegungsapparat ölen. Alle, die mehr als fünf Stunden pro Tag sitzen, sich steif und verkürzt fühlen, sind meine Zielgruppe.» Dabei soll Neighbor-Gym Spass machen, und man müsse niemandem gefallen. Auch Fehler seien erlaubt. Man überrunde immer noch alle, die den Abend auf dem Sofa verbringen, lacht Carla.

Beim HIIT-Training kommt man richtig schön ins Schwitzen. Bild: Martina Gradmann

Gemeinsam an den persönlichen Schwächen arbeiten

Mit leichtem Jogging geht es dann Richtung Tannsberg, wo die Gruppe an einem Holzzaun verschiedene Übungen macht, um danach in Intervallabständen (HIIT Training) den steil ansteigenden Hügel raufzujoggen. «Das Neighbor-Gym hat eine ganz eigene Dynamik. Ich liebe diese Gruppe, weil sie bei jedem Wetter auf der Matte steht, offen für alles ist und sich in ihrer Unterschiedlichkeit so sehr mit Respekt begegnet. Wir lassen einander sein, es tritt jeder Teilnehmer gegen sich selbst an, steht für seine eigenen Bedürfnisse ein und arbeitet an seinen persönlichen Schwächen. Trotzdem helfen sie einander beim Materialtransport und quatschen sich auch mal die Seele aus dem Leib beim Transfer zum nächsten Hügel, was auch Platz haben darf oder sogar muss», sagt Carla.

Neue Challenge in Arbeit

Im Moment arbeitet die Gruppe noch an der «IN oder UM den See Challenge». Das heisst, die halbe Gruppe widmet sich in ihrer Freizeit einem kleinen Lauf-Aufbau, sodass Mitte Juli der interne Lützelsee-Lauf stattfinden kann. Die andere Hälfte der Gruppe hat sich fürs «Eisbaden» entschieden und darf sich immer nach dem Training im Hofacher in einem privaten Schwimmteich abkühlen und so das Immunsystem stärken. Während der kalten Wintermonate pausiert das Training und Carla motiviert die Teilnehmenden zum Langlaufen, Skifahren oder einfach zum Spazieren.

www.neighborgym.ch und www.richtig-bewegen.ch

Dieser Artikel ist in der 'Grüninger Post' vom 1. Juli mit Fokus-Thema "gesund" erschienen. Du kannst die 'Grüninger Post' online als E-Paper lesen.

Auch beim Abkühlen im Schwimmteich ist die Stimmung in der Gruppe super. Bild: Martina Gradmann
Martina Gradmann