Was soll man deiner Meinung nach tun, wenn man merkt, dass eine Kollegin oder ein Kollege psychische Probleme hat?
Der wichtigste Punkt ist, wie ich auch in meiner Arbeit mehrmals betone, dass man darüber spricht. Menschen mit psychischen Problemen brauchen die Bestätigung, dass man sie nicht im Stich lässt. Die Gesellschaft kehrt den Betroffenen aber häufig den Rücken zu. Die Betroffenen haben Angst, über ihre Gefühle und Wahrnehmungen zu sprechen, obwohl genau dies ein entscheidender Punkt auf dem Weg zur Genesung ist.
Der beste Ansatz, wie man seine betroffenen Kolleginnen und Kollegen unterstützen kann, ist ihnen zu zeigen, dass sie sich nicht schämen müssen und offen über ihre Krankheit sprechen können. "Gesunde" Menschen haben keinen Einblick in die Gedanken einer betroffenen Person. Nur durch einen offenen und ehrlichen Austausch ist es möglich, die Person zu verstehen und zu lernen, wie man sich in gewissen Situationen verhalten soll. So kann man individuell unterstützen und Akzeptanz zeigen.
Man sollte Betroffene zudem auch ermutigen, sich professionelle Hilfe zu holen. Denn psychische Krankheiten können nur durch jene Hilfe geheilt werden. Es ist keine Schande in eine Therapie oder stationär in eine Klinik zu gehen, im Gegenteil. Es ist der beste Ansatz, um zu genesen.
Du bist selbst eine Jugendliche. Was machst du für deine psychische Gesundheit?
Durch meine Arbeit habe ich gemerkt, dass es wichtig ist, seine psychische Gesundheit zu pflegen. Ich versuche beispielsweise immer dann Pausen einzulegen, wenn meine Psyche das braucht. Sich ständig an die eigenen mentalen Grenzen zu treiben, kann viel Schaden anrichten. Ich versuche meine eigenen Tipps in der Arbeit zur Unterstützung der psychischen Gesundheit zu befolgen: Herausfinden, wie ich entspannen kann, meine Emotionen kennenlernen und verstehen sowie eine gute Balance zwischen aktiver Zeit und Entspannung finden.
In meiner Maturaarbeit lege ich der Leserin und dem Leser ans Herz, sich professionelle Unterstützung zu suchen, um herauszufinden, ob man eine psychische Krankheit hat oder nicht. Eine Therapie kann auch "gesunden" Menschen viel helfen – wenn der passende Therapeut bzw. die passende Therapeutin auch die passende Therapiemethode findet, zum Beispiel das Aufarbeiten von gewissen Themen und Dinge für die Zukunft zu lernen. Auch so kann man einer Erkrankung vorbeugen. Ich sage hier also stolz und ohne Scham, dass auch ich eine Therapie besuche.
u.a. *Unicef Studie «Psychische Gesundheit von Jugendlichen» 2021