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19.12.2021
26.12.2021 17:19 Uhr

JUSO Zürich Unterland und Oberland fordert Aufhebung der Impfpatente

Vertreter:innen der JUSO Zürich Unterland und Oberland vor dem Pfizer-Gebäude in Seebach.
Vertreter:innen der JUSO Zürich Unterland und Oberland vor dem Pfizer-Gebäude in Seebach. Bild: zvg
Am 14. Dezember versammelten sich Aktivist:innen der beiden Landsektionen vor dem Sitz des Pharmakonzerns Pfizer in Seebach. Mit der Aufhebung der Patente könne die Ungerechtigkeit in der Verteilung des Impfstoffes aufgehoben werden, so die JUSO.

Auf zwei Transparenten stand «Impfpatente aufheben, Leben retten». Die JUSO machte mit der Aktion auf die ihrer Ansicht nach massive Ungerechtigkeit in der Verteilung des Impfstoffes aufmerksam, die sich in unterschiedlichen Impfquoten äussere.

Patente aufheben für mehr Impfungen

Während in Europa ca. 60 % der Menschen doppelt geimpft sind, beträgt der Anteil auf dem afrikanischen Kontinent laut eigenen Angaben nur ca. 8 %. Die Aufhebung der Patente könnte weiteren Firmen und öffentlichen Institutionen ermöglichen, zusätzliche Dosen zu produzieren. Momentan seien sie blockiert und vorhandene Produktionskapazitäten würden ungenutzt bleiben, so die Mitteilung der JUSO. «Die Profite einzelner Konzerne werden über Menschenleben, vor allem im Globalen Süden, gestellt. Das darf nicht sein!», sagt Gian Lusti von der JUSO Zürcher Oberland.

Die Forderung sei keinesfalls aus der Luft gegriffen, so die JUSO weiter. Bereits im Mai 2020 verabschiedeten 194 Staaten eine WHO-Resolution für den gerechten Zugang und die gleichmässige Verteilung von Gesundheitstechnologien zur Bekämpfung von Covid-19. Darin werde ausdrücklich auf die Möglichkeit verwiesen, die Patente grosser Pharmakonzerne zu umgehen, und die Immunisierung gegen das Virus werde als globales öffentliches Gut anerkannt.

Doch sobald die Impfstoffe entwickelt waren, hätten sich westliche Industrieländer Vorrechte gesichert, und die im vorhinein gepredigte Solidarität sei wieder vergessen. Daran konnten auch eine von über 100 Staaten unterstützte Initiative, lanciert von Südafrika und Indien im Mai 2021, nichts ändern. Sie beantragten bei der WTO die Freigabe der Patente. Doch Staaten mit starker Pharmalobby, allen voran die USA, Grossbritannien, Deutschland und auch die Schweiz, hätten sich quer gestellt, so die JUSO.

Inzwischen hätten selbst die USA ihre Position revidiert, und Joe Biden spricht sich seit mehreren Monaten klar für eine Freigabe der Impfpatente aus. Diesem Beispiel müsse nun auch die Schweiz folgen und ihre Verantwortung als wichtiger Standort der Pharmaindustrie wahrnehmen.

Nur dank Milliarden an öffentlichen Geldern

Auch Nicht-Regierungs-Organisationen wie Human Rights Watch und Médecins Sans Frontières fordern schon länger die Aufhebung des Patentschutzes. Dies laut JUSO zu Recht, denn die Corona-Impfstoffe hätten nur dank Milliarden an öffentlichen Geldern so schnell entwickelt werden können. Die Grundlagenarbeit, welche die Entwicklung eines mRNA-Impfstoffes überhaupt ermöglicht, sei zu einem massgeblichen Teil an öffentlichen Einrichtungen getätigt worden, so die JUSO weiter. Es sei wie so oft: Gewinne privat, Kosten dem Staat.

Weiter wirft die JUSO dem Pharmakonzern vor, dass er Milliarden scheffle und irreführende Angaben über sein Engagement für eine faire Impfstoffverteilung mache. Das Unternehmen liefere weiterhin einen Grossteil der Impfdosen an reichere Länder. Sein Bekenntnis zu Impfgerechtigkeit und Wissensaustausch bezeichnet die JUSO als PR-Massnahme.

Globale, gerechte Verteilung der Corona-Impfstoffe

Darüber hinaus verhindere der Konzern aktiv die unentgeltliche Weitergabe von Impfstoff. «Die Pharmakonzerne kontrollieren, in welchem Umfang und wo Impfstoffe hergestellt und wo und zu welchem Preis sie angeboten werden. Selbst in einer Pandemie, die weltweit bisher mindestens 5.3 Millionen Menschenleben gefordert hat, sehen sie nur ein weiteres lukratives Geschäftsmodell», sagt Laura Fischer von der JUSO Zürich Unterland.

Das Virus wüte global, weshalb Massnahmen, die nicht über die eigene Landesgrenze hinaus gedacht sind, das Problem nie abschliessend lösen können. Neue Varianten wie Delta oder Omikron hätten gezeigt, welche Folgen der Impfnationalismus in einer Pandemie habe. Anstatt weiterhin neue und möglicherweise gefährlichere Mutationen zu riskieren, brauche es jetzt eine globale, gerechte Verteilung der Corona-Impfstoffe.

Zürioberland24