Viele Gemeinden, nicht nur Gossau, sehen sich mit der Tatsache konfrontiert, dass sie ihre Bürgerinnen und Bürger nicht mehr erreichen – oder nicht in dem Masse, wie sie es sich wünschen. Ein sichtbares Zeichen sind die tiefen Teilnehmerzahlen an Gemeindeversammlungen, zu denen jeweils gerade einmal ein bis zwei Prozent der Stimmberechtigten erscheinen.
Früher, als die abonnierte Zeitung ganz selbstverständlich in (fast) jeden Haushalt gehörte, erreichten die Gemeinden die Bevölkerung gut mit amtlichen Anzeigen in der Regional- und Lokalpresse. Heute sieht das anders aus. Die Ende der 90er-Jahre lancierte Gratiszeitung «20 Minuten» und das Internet haben das Leseverhalten massgeblich verändert, die Abozahlen der klassischen Medien sind in den letzten 20 Jahren dramatisch gesunken. Die Gemeinden erreichen mit Inseraten ihre Bevölkerung nicht mehr ausreichend. Sie müssen mit Flugblättern und anderen Massnahmen wie Website und Social Media nachhelfen.
Dazu kommt: Bei der Flut an Informationen über die unterschiedlichsten Kanäle gehen die Meldungen von Gemeindebehörden oft unter. Umso mehr, als die aus der Sache heraus eher «trockenen» Informationen nicht unbedingt zum Lesen einladen. Viel spannender sind da natürlich hippe Meldungen, Fotos und Videos im Newsfeed.
Dass eine Gemeinde wie Gossau ihre Kommunikationsstrategie überdenkt und Massnahmen ergreift, ist absolut legitim und sinnvoll. So wie ein Unternehmen seine Kommunikation laufend den Bedürfnissen der Zielgruppen anpassen muss, so muss auch eine Gemeinde ihre Kommunikation von Zeit zu Zeit überarbeiten. In Gossau umso mehr, als das bisherige Publikationsorgan, das «Gossauer Info», die Herausgabe Ende Jahr einstellt. Ob die Massnahmen, wie sie der Gossauer Gemeinderat nun für teures Geld umsetzt, zielführend sind, wird sich zeigen. Mehr als fragwürdig aber ist das Vorgehen des Gemeinderats in diesem Zusammenhang.
Bevölkerung hatte nichts zu sagen
An der zahlenden Bevölkerung vorbei hat der Gemeinderat im stillen Kämmerlein, ich würde es schon fast als «geheim» formulieren, ein neues Printprodukt konzipiert. Jener Gemeinderat, der den Dialog mit der Bevölkerung angeblich stärken möchte, hat an seiner Zielgruppe vorbeigeplant. Denn dazu gehören nicht «nur» die Gossauerinnen und Gossauer, sondern beispielsweise auch das Gewerbe, die Vereine und die Parteien. Es wäre ein Leichtes gewesen, diese Anspruchsgruppen einzubinden. Doch so viel Dialog wollte der Gemeinderat vielleicht dann doch nicht …
Keine Transparenz im Budget
Als Gossauer Stimmberechtigte finde ich es mehr als störend, dass der Gemeinderat die Kosten für dieses Projekt nicht offen und transparent im Budget 2024 kommuniziert, sondern in einem Sammeltopf verborgen hat. Oder hätten Sie gewusst, dass sich im Budgetposten Konto 12200.3130.00 von total 372'400 Franken mit der Angabe «Zusätzliche Anlässe wie Rad-WM, Energieforum, regionales Turnfest, Workshops neuer Verkehrsrichtplan, neue Infoanlässe Bereich Umwelt, Website und Kommunikationsprojekte Therefore, PopUp Piazza» die Kosten von 170'000 Franken fürs «Lutra» befinden?