Wir schreiben das Jahr 1937. Die Überflutung des Sihltals bei Einsiedeln steht kurz bevor. Haus und Hof der Familie Zehnder werden bald von den Fluten des neuen Sihl-Stausees verschluckt werden – wie 355 weitere Häuser. Oskar Zehnder, der Protagonist von Pascal Zehnders Erstlingswerk «Das verschluckte Tal», hadert mit dem bevorstehenden Verlust der Heimat. Seine Eltern beschliessen, keinen Neubeginn in der Umgebung zu wagen und stattdessen in die USA auszuwandern. Oskar zieht sich daraufhin immer mehr zurück, brüskiert damit sogar seinen besten Freund Lukas. Um sich von seinem Kummer abzulenken, steigt er auf die umliegenden Hügel und Berge, sucht Trost in der Stille der Natur.
Auseinandersetzung mit der Sprachlosigkeit
Der diesen November im Antium-Verlag erschienene Roman ist eine Auseinandersetzung mit der Sprachlosigkeit im Angesicht des unaufhaltsamen Untergangs einer vertrauten und geliebten Welt. Daneben ist es auch eine Geschichte über die erste grosse Liebe und den Wert von Freundschaft.
Das Menschliche im Zentrum
Es ist kein Sachbuch über das Stauseeprojekt zur Stromgewinnung. Im Zentrum steht das Menschliche und nicht das Technische. «Ich habe versucht, mich in die Menschen hineinzuversetzen, die bald ihre Heimat verlieren», führt Pascal Zehnder im Gespräch mit dieser Zeitung aus. Bereits als Kind sei er vom Gedanken fasziniert gewesen, dass dort unten im See immer noch Häuser stehen, die einst bewohnt gewesen waren. «Wenn der Wasserstand tief liegt, sieht man noch die alte Strasse», fügt der 20-Jährige an. Sein Buch hat er auch gegen das Vergessen geschrieben. «Sogar meine Grosseltern kannten nur den See», so der Jungautor, der aus einer alteingesessenen Einsiedler Familie stammt. Die Welt davor entschwinde immer mehr aus der kollektiven Erinnerung. So hat er seiner Fantasie freien Lauf gelassen und diese Geschichte zu Papier gebracht – als Maturaarbeit an der Kantonsschule Ausserschwyz in Pfäffikon.